Engagement auf allen Ebenen.
Das Timing ist perfekt.
Rückblickend auf die 1. LdE-Tagung Bayern, am 1. Oktober 2020, zeigt sich, dies ist einer der wenigen Tage, nach den Sommerferien und vor dem November-Teil-Lockdown, an dem ein persönliches Treffen bei einer Tagung möglich ist. Digitale Tools erleichtern den Kontakt gerade sehr. Doch zwischendurch sich persönlich zu treffen oder gar zum ersten Mal kennenzulernen, bereichert den Austausch. Entsprechend gelöst ist die Stimmung bei Sonnenschein auf der Nürnberger Burg. In dem großen Saal finden die Teilnehmer*innen im Abstand von 1,5 m Platz. Die Fenster sind weit geöffnet und bei dieser frischen Luft kann es losgehen.
Eine Fragerunde gibt einen Einblick, wer da ist. „Einmal aufstehen bitte:“ alle Lehrerinnen und Lehrer stehen auf, sie bilden etwa ein Drittel der Anwesenden; die Schulbegleiter*innen bzw. Vertreter*innen von Kompetenzzentren ebenso. Darüber hinaus sind Interessierte gekommen – unter anderem aus einem Bürgerzentrum, Seniorenheim – Menschen, die Lernen durch Engagement kennen lernen wollen, oder in Kontakt kommen und sich vernetzen wollen mit Menschen von Lernen durch Engagement.
Vernetzen ist das eine große Stichwort der Tagung.
„Wir müssen mal miteinander sprechen.“ Eine Pinnwand mit einer Landkarte zeigt, wer mit wem am besten spricht. Wo ist wer in welcher Funktion angesiedelt? Welche Lehrkräfte und welche Schulbegleiter*innen finden sich zusammen? Oder in dem MINT-Workshop besprechen sich Lehrkräfte untereinander: „Wie haben Sie das denn gemacht?“ „Wie gehst du mit so einer Situation um?“ Lehrkräfte lernen bevorzugt von Lehrkräften, mit denselben Erfahrungen im Hintergrund, mit denselben Herausforderungen vor sich. Die Bereitschaft, sich zu unterstützen, ist in der Kleingruppe groß.
Und das ist das zweite große Stichwort der Tagung: Engagement.
Hier sind Menschen aus Überzeugung dabei. Deutlich wird dies neben diesem persönlichen Austausch bei den Praxisbeispielen. Das Engagement von „Lernen durch Engagement“ wird greifbar in den Raum getragen durch Lehrkräfte, die Projektbeispiele vorstellen. Seien es Begrünungsaktionen eines Friedhofes in München zur Artenvielfalt und dem Schutz der Bienen, seien es Aktionen von Grundschüler*innen im Seniorenheim, seien es Menschenrechtsraps im Netz, oder eine naturkundliche Broschüre für ein Areal der Sinne. Die Schülerinnen und Schüler, die die Projekte durchgeführt haben, stehen bei der Vorstellung im Vordergrund. Entwicklungsschritte werden erzählt, über den üblichen Schulalltag hinaus; die Begeisterung der Lehrkräfte und Begleiter*innen ist spürbar.
Den Blick von der persönlichen, sozialen Ebene zur gesellschaftlichen, politischen weitet Prof. Markus Gloe von der Ludwig-Maximilians-Universität, München, in seinem Vortrag. Die zweite Zielsetzung von Lernen durch Engagement ist die Demokratieförderung. Gezielt Demokratiekompetenzen zu fördern, Lernen durch Engagement bietet den Rahmen dazu. Also im Seniorenheim sich engagieren und dann in der Reflektion auch nach der gesellschaftlichen Relevanz fragen: Warum gibt es zu wenig Pflegekräfte in diesem Seniorenheim.
In der Mittagspause gehen Austausch und Diskussionen an den Thementischen der Referent*innen weiter. Nachmittags können die Teilnehmer*innen ihren Interessen entsprechend verschiedene Workshops auswählen. Der Workshop zu MINT und Werte knüpft an die diesjährigen Einführungsseminare (online und offline) an, vernetzt Lehrkräfte untereinander und mit Schulbegleiter*innen, und lädt ein, weiter daran zu arbeiten, ein Projekt mit einer Klasse zu initiieren. Er schafft so eine Brücke zwischen Fortbildung und Umsetzung. Die aktuellen Themen: Lernen durch Engagement in Zeiten von Corona sowie die Herausforderungen des Digitalen (Stichwort: Hatespeech z.B.) bei #netzrevolte kommen in weiteren Workshops zur Sprache. Und für alle Einsteiger*innen findet ein Einführungsworkshop zu Lernen durch Engagement statt. Hier kann jede und jeder ihre und seine persönlichen Anknüpfungspunkte finden.
Ein Schmankerl gibt es zum Schluss:
Textkünstler Michael Jakob, selbst corona-gebeutelt, spekuliert, wie sich ein Corona-Virus auswirken könnte, der gezielt Verantwortliche in Ministerien zum Umdenken bringen würde was Schule anbelangt. Wie könnte eine Schule aussehen, die von den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler ausgeht? Lernen durch Engagement, mit Projekten und außerschulischem Engagement spielt eine zentrale Rolle dabei. Dies als Vision zum Abschluss beflügelt, wo die vielen, vielen kleinen Schritte hinführen können, die von den Beteiligten mit so viel persönlichem Engagement umgesetzt werden.
Ein Beitrag von Ute Köhler, Stiftung Gute-Tat München & Region, Kompetenzzentrum LdE